- Pekutherm-Chef Heiko Pfister: „Die weltweite Verwendung von Acrylglas steigt stetig. Das Recycling muss entsprechend mitwachsen. Daher wollen wir unser Recyclingvolumen verdoppeln.“
- Zielgruppe sind Hersteller und Verarbeiter in ganz Europa, die eine Kreislaufwirtschaft anstreben
Geisenheim bei Frankfurt am Main,11. Juli 2024 – Die Pekutherm Kunststoffe GmbH in Geisenheim bei Frankfurt am Main, Spezialist für das Recycling thermoplastischer Materialien wie Acrylglas (Polymethylmethacrylat, PMMA) und Polycarbonat (PC), will die Expansion ins europäische Ausland verstärken. Als Zielländer nennt Heiko Pfister, Geschäftsführender Gesellschafter von Pekutherm, beispielhaft Italien, Spanien und Frankreich sowie das Baltikum. Zudem soll das Engagement in Nordeuropa, wo das Unternehmen schon in Dänemark und Finnland aktiv ist, weiter ausgebaut werden.
Grund für die Expansion seien weniger betriebswirtschaftliche Erwägungen als vielmehr die Sorge um Umwelt und Klima, versichert Pekutherm-Chef Heiko Pfister. Nach seinen Recherchen liegt das PMMA-Abfallvolumen in Europa bei jährlich rund 30.000 Tonnen Material. Davon werden 5.000 Tonnen in Geisenheim durch Recycling einer Neuverwendung zugeführt, der Rest wird anderweitig verarbeitet und durch Verbrennung vernichtet. „Ein Großteil davon wird in Europa schlichtweg nur eingesammelt und nach Asien verschifft, wo der Recyclinganteil sehr gering sein dürfte“, befürchtet Heiko Pfister. Sein Plan für Pekutherm: „Wir wollen unser PMMA-Recyclingvolumen in den nächsten drei Jahren auf 10.000 Tonnen verdoppeln.“ Hinzu kämen weitere 1.000 Tonnen PC und nochmals 1.000 Tonnen andere Kunststoffe, die derzeit schon in Geisenheim recycelt werden. „Pro 100 Tonnen genutztem Recycling-Material können fast 500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden“, erklärt Heiko Pfister, wie der Klimaschutz von der Kreislaufwirtschaft profitiert. Dem Umweltschutz kommt die mehrfache Verwendung der Rohstoffe zugute: „Das von uns gewonnene Rezyklat ist in Reinheit und Qualität neuen Rohstoffen gleichwertig.“
Bild: Acrylglas-Rezyklat von Pekutherm
Pekutherm war 1985 von Heiko Pfisters Vater Erwin gegründet worden und feiert im nächsten Jahr 40-jähriges Firmenjubiläum. Der Firmenname steht rückwärts gelesen und leicht gekürzt für „Thermoplastische Kunststoffe Erwin Pfister“.
Sortentrennung mit Augen und Händen
Die Trennung der verschiedenen Kunststoffabfälle erfolgt bei Pekutherm manuell durch ein Team von rund 25 erfahrenen Spezialisten, die jedes Stück in die Hand nehmen, die aufgebrachte Folie abziehen, es optisch und haptisch genau begutachten, und dann entsprechend sortieren. „Wir brauchen eine hundertprozentig sortenreine Trennung und das schafft keine Technologie“, sagt Heiko Pfister. Den Einsatz von Infrarot und anderen Erkennungsverfahren hat er ausprobiert, aber „dabei ist die Fehlerquote viel zu hoch.“ Der Pekutherm-Chef verdeutlicht: „Unsere Kunden erwarten von uns zu Recht ein hundert Prozent reines Rezyklat für ihre Produktion. Unterläuft uns bei der Sortierung auch nur der kleinste Fehler, wird eine ganze Charge unbrauchbar. Das wirtschaftliche Risiko dafür tragen wir, und deshalb achten wir strikt auf lupenreine Qualität.
Bild: Manuelle Entfernung von Polyethylen-Folie
Im Anschluss an die Sortierung wird der Thermoplast-Abfall von Pekutherm in Präzisions-Schneidmühlen zu Granulat zerkleinert und von Staub gesäubert an die Kundschaft geliefert. „Unsere Rezyklate besitzen die gleichen Verarbeitungseigenschaften wie Neuware“, versichert Heiko Pfister.
Bild: Acrylglas-Rezyklat
Für die Kunden des qualitätsbewussten Mittelständlers ergeben sich vor allem zwei Vorteile. Das von Pekutherm gelieferte Material ist preisgünstiger als Neuware und – für viele Abnehmer viel wichtiger, wie Heiko Pfister sagt – „unsere Kunden können mit Fug und Recht mit einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft werben.“ Die Aufbereitung des Granulats zum Fertigprodukt, also beispielsweise zu Acrylglasscheiben, übernehmen die Kunden selbst.
Stetiger Nachschub an Material für das Recycling
Damit das Kreislaufgeschäft läuft, benötigt Pekutherm einen stetigen Nachschub an Material. So liegt der Schwerpunkt bei der internationalen Expansion darauf, Partner zu finden, die PMMA- oder PC-Reste bereitstellen. Pekutherm liefert hierzu Sammelboxen, die vor Ort zur Aufnahme der Abfälle dienen und anschließend ins Werk nach Geisenheim transportiert werden, um den Inhalt zu Granulat aufzubereiten.
Ebenso gefragt als Kooperationspartner sind Hersteller aus ganz Europa, die um ihre Produkte herum eine Kreislaufwirtschaft aufbauen wollen zugunsten des Klima- und Umweltschutzes. Pekutherm-Chef Heiko Pfister verweist beispielhaft auf das Projekt „Closing the loop“ der Exolon Group, eines führenden Herstellers von Polycarbonat-Platten. Kunden der Exolon Group werden bereits beim Kauf von Neumaterial auf Pekutherm als Recycling-Partner für Verschnitt und Altmaterial hingewiesen.
Die nötigen Sammelcontainer – Ecoboxen genannt – stellt Pekutherm kostenfrei zur Verfügung, holt sie gefüllt wieder ab und vergütet die gesammelte Abfallmenge. Nach der Aufbereitung im Geisenheimer Werk wird das Granulat Herstellern wie der Exolon Group zur erneuten Verarbeitung zur Verfügung gestellt.
Für das bekannte Markenacrylglas Plexiglas des Chemiekonzerns Röhm, dessen Gründer Otto Röhm die ersten Acrylglasscheiben zur Marktreife brachte, bietet Pekutherm seit vielen Jahren ein eigenes Recyclingkonzept an. Dabei werden im Rahmen eines Rücknahme- und Recyclingprogramms Reste aus Plexiglas bei Pekutherm sortiert, aufbereitet und granuliert. Der recycelte Rohstoff wird erneut in Plexiglas-Originalprodukte eingearbeitet.
Die Recyclingprogramme für Plexiglas und Exolon Polycarbonat stuft Heiko Pfister als „Vorbilder für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft“ ein. Für seine Expansionspläne erklärt er: „Wir wollen es Herstellern und Verarbeitern überall in Europa ermöglichen, ohne wesentliche Investitionen in eigene Sammelkonzepte zur Kreislaufwirtschaft und damit zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen.“
Weltproduktion von Acrylglas steigt seit Jahren
Die Weltproduktion von Acrylglas steigt seit vielen Jahren, weil sich der bruchsichere, leichte und gut verformbare Kunststoff für zahlreiche Anwendungsfälle eignet, von der Automobilindustrie über die Bauwirtschaft, das Gesundheitswesen und die Lichttechnik bis hin zu Haushaltswaren aller Art. Scheiben, Hauben, Scheinwerferabdeckungen, Schilder, Kontaktlinsen, Brillengläser, Knochenzement, Ohrpassstücke für Hörgeräte, Zahnkronen, Treibhäuser, Schüsseln oder Flachbildschirme – die Liste ist beinahe unendlich lang.
Nach Recherchen von Marktanalysten stieg die weltweite Produktion von Acrylglasplatten von 1,8 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf 4,1 Millionen Tonnen 2020. Bis 2029 soll das Volumen auf 9,5 Millionen Tonnen weiter wachsen.* „Unabhängig von den je nach Quelle etwas unterschiedlichen Marktzahlen, die alle ein deutliches Wachstum veranschlagen, ist es ein Gebot der Ökologie und natürlich auch der Ökonomie, die dadurch stark zunehmenden Abfallmengen durch Verschnitt und Altmaterial einer Kreislaufwirtschaft zuzuführen“, sagt Heiko Pfister.
* Quellen:
https://www.verifiedmarketresearch.com/product/cast-acrylic-sheet-market/
https://exactitudeconsultancy.com/de/reports/4636/acrylic-sheets-market/
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